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Familie kann alles sein

In Deutschland bekommt jede Frau durchschnittlich nur noch 1,3 Kinder. Wie kann eine Gesellschaft die sinkende Geburtenrate stoppen? Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) ergab: Die Politik konzentriert sich zu sehr darauf, wie man Familie mit Beruf vereinbaren kann. Dabei werden die kulturellen Vorstellungen der Menschen kaum beachtet. Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin der Zeitschrift „Eltern“, meint: „Das bisherig Leitbild, das vorschreibt, was eine Familie ist, ist vollkommen überholt.“

Aber was ist überhaupt noch eine Familie? Für die meisten jungen Menschen verkörpert nach wie vor das verheiratete Ehepaar mit Kindern die klassische Familie. Aber fast 90 Prozent der Befragten verstehen unter Familie auch homosexuelle Paare, Patchworkfamilien oder Alleinerziehende.

Norbert Schneider, Direktor des BiB und Autor der Studie, meint: „Es gibt keine positiv besetzten Familienbilder in Deutschland. Jedes Bild beinhaltet sofort eine Negativfolie.“ Der klassischen Mutter und Ehefrau wird vorgeworfen, dass sie es sich auf Kosten anderer gut gehen lässt. Den berufstätigen Müttern wird der Vorwurf gemacht, sich auf Kosten ihrer Kinder selbst zu verwirklichen.

Die Autoren der Studie empfehlen, dass die Politik der Vielfalt des Familienlebens gerecht werden soll. Man soll Vätern, die sich mehr um die Familie kümmern wollen, und Müttern, die sich mehr um den Beruf kümmern wollen, helfen. Außerdem soll es mehr aktive Gleichstellungspolitik der Geschlechter geben. Lewicki fordert: „Es muss endlich über eine Kultur einer familienfreundlichen Gesellschaft diskutiert werden.“


Glossar

Familienbild, -er
(n.) – die Vorstellung, wie eine Familie sein soll


Geburtenrate (f., nur Singular) – hier: die Anzahl der Geburten in einem Land pro Frau

sich auf etwas konzentrieren – hier: gezielt an etwas arbeiten

etwas mit etwas vereinbaren – etwas so organisieren, dass es mit etwas anderem zusammenpasst

Leitbild, -er (n.) – das Vorbild; das Ideal

etwas vorschreiben – hier: bestimmen, wie etwas sein muss; vorgeben

überholt – hier: altmodisch; nicht mehr zeitgemäß

etwas verkörpern – etwas darstellen; das Symbol für etwas sein

klassisch – üblich; normal; konventionell

Patchworkfamilie, -n (f., aus dem Englischen) – neu zusammengesetzte Familie, in der nicht alle miteinander verwandt sind

Alleinerziehender, Alleinerziehende/Alleinerziehende, - – eine Person, die ihr Kind alleine und ohne einen Partner aufzieht

positiv besetzt – so, dass man mit etwas nur Gutes verbindet

Negativfolie, -n (f.) – gemeint ist hier: das negative Bild; die schlechten Vorstellungen

jemandem etwas vorwerfen – jemanden für etwas kritisieren (Substantiv: der Vorwurf)

es sich gut gehen lassen – hier: nicht arbeiten und sich von anderen bedienen lassen

auf Kosten von jemandem – hier: so, dass es einer anderen Person schadet

sich selbst verwirklichen – hier: das tun, was man sein Leben lang machen möchte

Vielfalt (f., nur Singular) – die Tatsache, dass es viel Unterschiedliches von etwas gibt

einer Sache gerecht werden – sich so verhalten, dass es zu einer Sache passt

Gleichstellung (f., nur Singular) – die gleiche Behandlung für unterschiedliche Menschen

 

 

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